Früh am Morgen kommt Alcides im Ambulanzauto mit einem Diabetes- Patienten vorbeigefahren, der gerade aus dem Krankenhaus in Rivas nach einer OP entlassen worden ist und uns unbedingt begrüßen möchte. Juan Ramon (75), ein Einsiedler, der zu seiner Hütte am Vulkan Maderas zurückgebracht werden möchte.
Monika hatte ihn 1999 während ihres längeren Aufenthaltes auf Ometepe mit einem alten campesino regelmäßig besucht. Die beiden Männer rezitierten dort seinerzeit Ruben Darío und Juan Ramon führte voll Stolz eine indigene Mühle zum Ausquetschen von Zuckerrohr vor, die er mit einfachen Mitteln gebaut hatte. Bis zur Öko-Finca „El Porvenir“ kann Alcides ihn nun transportieren, von dort wird er noch mindestens einen Kilometer weiter den Hang hoch zu seiner Hütte gehen müssen.
Sein Wunsch, wieder in der Einsamkeit zu leben, ist groß und wir hoffen, dass er den mühsamen Weg dorthin in seinem schlechten Zustand schaffen wird.
Am Nachmittag haben wir eine weitere „reunion“ in Merida mit dem MINSA und den VertreterInnen der verschiedenen Komitees, in dem ähnlich wie in Las Palmas die Verbindung zwischen MINSA, POA und der Bevölkerung noch einmal offen angesprochen wird. Ausdrücklich wird auch hier die weitere Zusammenarbeit mit POA im Interesse der ärmsten Bevölkerung begrüßt.

Abschiedsfeier in Finca Santo Domingo mit dem Gesundheitspersonal und mit dem Salvadorianer Carlos an der Gitarre. Er ist der Eigentümer von El Encanto in Santa Cruz und Alcides hat ihn eingeladen. Leider stört der brummende Stromerzeuger Carlos beim Singen. Der Stromausfall im Netz war beim Fest nicht eingeplant. Ein Buffet mit vielen Leckereien, mit jugos, und Wein macht uns allen Freude…
Heute ist die erste Versammlung der verschiedenen Komitees im Gesundheitszentrum von MINSA in Las Palmas. VertreterInnen des CPC, des Gesundheitskomitees und der Kirchen sind auf Einladung von Dr. Harry Cardenas, Direktor von MINSA im Bezirk Altagracia, zusammengekommen, um den gegenwärtigen Stand der Zusammenarbeit von MINSA und POA zu klären, die in der vergangenen Woche gestoppt worden ist.
Gegen 8.30 Uhr fahren wir auf Einladung von den beiden Carlos Coronel (Vater und Sohn) zu ihrer Avacadoplantage nach Tichaná. Dort tragen 2000 Avacadobäume so viele und bis zu 5 Pfund schwere Avocados der unterschiedlichsten Sorten , dass sie zusätzlich mit Stangen gestützt werden müssen. 10 campesinos arbeiten dort in festen Verträgen, weitere 20 arbeiten in der riesigen Plantage am Fuß des Maderas je nach Erntebedarf.
Tatsächlicher Grund für unseren Besuch ist die von den beiden Carlos? installierte hydroelektrischen Anlage, die im Lauf der nächsten drei Monate über zwei Turbinen, die vom Wasser des Vulkans getrieben werden, etwa 400 Kilowatt Strom erzeugen soll. Nach den Plänen der Familie Coronel werden künftig 500 Häuser rund um den Vulkan mit Strom versorgt werden können. Der deutsche Staat hat sich über die GTZ mit eingeklinkt und 200.000 US$ zugeschossen, für den Bau der nötigen Anlagen für das Stromnetz. Carlos Coronel hat uns eingeladen, uns – wenn möglich- in dieses oder ähnliche Projekte „einzuklinken“. Angesichts des immer stärker steigenden Ölpreises sollte diese Art von erneuerbarer Energie zukunftsweisendes Vorbild sein für weitere Projekte auf der Insel, z.B. am ojo de agua in Tilgüe, von wo aus ganz Altagracia mit Strom versorgt werden könnte. Jedenfalls wollen wir im Gespräch bleiben.
EFi arbeitet derweil an ihrem Projekt: eine lebensgroße Mädchenpuppe aus Draht und Pappmaché für unsere Schule „La Esperanza“, die am kommenden Montag nach den 14 Tagen Schulferien überraschend zwischen den Schülerinnen und Schülern sitzen wird. Eine freundliche Erinnerung an 15 Jahre Ometepe Projekt und an die besondere Verbindung zwischen den deutschen und nicaraguanischen Schulkindern!
In La Paloma am südlichen Ortsrand von Moyogalpa besuchen wir eine für Ometepe ganz neue Einrichtung, die einen Steinwurf vom See entfernt liegt. In der Organisation Puesta del Sol (Sonnenuntergang) haben sich 16 Familien – vor allem Frauen unter der Leitung von Socorro Ponce – in dem Viertel zusammengetan. In neu angebauten Unterkünften bringen sie vor allem junge Leute aus Kanada oder auch aus Europa unter. Die jungen Leute helfen ortsnah beim Anbau von Gemüsegärten in den Familien, erhalten Einblicke in die Pflanzenmedizin geben Unterricht in ihrer jeweiligen Muttersprache und lernen im Gegenzug Spanisch. Sie zahlen dafür 15 US$ pro Tag inklusive Verpflegung in den Familien. Hier ist das Schild für Interessierte mit Angabe der Homepage:
Am frühen Morgen kommt unsere Nachbarin Coco mit den Ketten, die die Sinne der Frauen erfreuen. Danach reiten wir aus zur Ökofinca El Porvenir am Vulkan Maderas. Manche Befürchtung vor dem Ausritt zerstreute sich hinterher. Bei so einfühlsamen Begleitern fassten selbst die anfangs Ängstlicheren zum Ende hin immer mehr Mut. 
Der Rundgang auf Oskars Finca war wie stets ein eindrucksvolles Erlebnis: 26 verschiedene Obstsorten, vor allem Zitrusfrüchte, Mangos und Ananas, aber auch Pflanzen wie Nelken, Zimt und Oregano wachsen hier in ökologischer Eintracht. Zwischendrin immer wieder Petroglyphen „unserer“ indigenen Vorfahren, die hier vor etwa 1500 – 2000 Jahren ihre Kreise und Spiralen in die vulkanischen Felsen geritzt haben. Deren Bedeutung wird wohl im Einzelnen immer ein Geheimnis bleiben. Auf dem Rundgang kommen wir auch am Haus von Mareano und seiner Frau vorüber. Die beiden sind glücklich über den neuen Küchenanbau, den sie im Januar vom Projekt bekommen haben.
Wir haben heute auch ein Geburtstagskind: Wiltrud ist ein Jahr älter geworden und am Abend feiern wir in fröhlicher Runde.
Beim Einkauf in Altagracia trafen wir im Gemüseladen diesen jungen Mann, der zwei junge Hähne unter dem Arm trug. Er will sie für den Hahnenkampf ausbilden, der unter den Männern vor allem in Moyogalpa offenbar sehr beliebt ist.
Auf der Fahrt durch Altagracia besuchen wir auch die beiden Häuser, die Ende Dezember neu gebaut worden sind. Die Familien sind begeistert und danken uns sehr herzlich für dieses „neue Leben“.

EFi ist schon frühzeitig mit Melida nach Moyogalpa gefahren, wo sie auf dem Weg in ihre Zahnarztpraxis einen Besuch bei dem Künstler Carlos Vargas in Esquipulas macht, mit dem sie verabredet ist, um sich mit ihm künstlerisch auszutauschen. Immer mehr stellt sich heraus, über welche außergewöhnlichen naturmedizinischen Kenntnisse unsere Freundin Berta verfügt. Sie bereitet einen Sud aus pepino-Blättern zu, den Angela auch gleich gegen Insektenjucken an ihren Beinen testet.
Berta zeigt uns die Pflanzen, die in der Trockenzeit rote Früchte tragen und von den Uraca-Vögeln, aber ebenso gern von den Kindern gegessen werden, weil sie sehr süß schmecken. Auch gegen Durchfall hatte sie in diesen Tagen einen Tee zubereitet, den sie aus ojas de Guyaba (Guyaba-Blätter) zubereitet hat. Offenbar hat er bereits seine wohltuende Wirkung bei einer „Patientin“ der Gruppe gezeigt. Die Regenzeit scheint uns sehr viel instabiler in diesem Jahr als wir sie aus den vergangenen 15 Jahren in Erinnerung haben. Es ist zwar warm und der Schweiß läuft auch ohne Sonne, aber sie dürfte doch etwas mehr scheinen. Einigen ist das Klima so sehr angenehm und es ist überall grün auf der Insel, so dass sogar der Müll auf der Insel überwuchert wird und kaum zu sehen ist. 


Am Nachmittag verabreden wir uns mit Dr. Jorge Quintana, der für die Kreditfirma und die Lagerhallen verantwortlich ist. Wieder diskutieren wir das leidige Thema „Einsatz von Gramoxon in der Landwirtschaft“, das in diesen Tagen und zu Beginn der Reisaussaat überall in den Feldern benutzt wird. Eine ökologische Vorbereitung ihrer Felder- so Jorge Quintana – sei nicht nur eine Frage der Bildung, zu der viele campesinos keinen Zugang haben, sondern auch eine Sache des Geldes. Für die „Reinigung“ einer mansana, (ein Feld von Fußballplatzgröße), würde man 4 Arbeiter einen Tag lang mit einem Tageslohn von je 40 Cordoba (=2 US$) brauchen. Abgesehen von dieser hohen Summe stünden die Arbeitskräfte gar nicht zur Verfügung, weil alle zur gleichen Zeit ihre Felder für die Aussaat präparieren.


Vor der Messe um 9.30 Uhr in der Kirche von Altagracia besuchen wir Padre José Antonio im Pfarrhaus und übergeben ihm das neue Buch, für das er einen Beitrag geschrieben hat. Er freut sich sehr darüber und stellt das Buch anschließend den Besuchern im Gottesdienst vor. Padre José Antonio will das Buch allen Altagracianern zugänglich machen und es der städtischen Bibliothek zur Verfügung stellen. Für uns ist es sehr anrührend, dass er die fünfzehnjährige Arbeit des Projektes so ausführlich würdigt. Nach dem Gottesdienst machen zwei voneinander unabhängige Fernsehteams Interviews mit uns. Das eine Team arbeitet für die Organisation, die Ometepe zu einem der sieben Weltnaturwunder erklären lassen will. (Den Link zu deren Homepage haben wir im Moment nicht griffbereit!) Das andere Team ist von Kanal 2 aus Managua und will im Lauf der kommenden Woche über die 15jährige Arbeit des Projektes und das neue Buch berichten.
Wir machen Spaziergänge am Strand von Valle Verde mit einem wunderschönen Blick auf den Vulkan Concepción.
Dabei treffen wir auch die Schwester von Haylin, die auf dem Titelfoto des Buches zu sehen ist. „Haylin wohnt im Fischerviertel von Moyogalpa“, sagt die junge Frau. Ganz genau weiß sie aber nicht, wo ihre Schwester wohnt. Wir wollen versuchen, sie heute noch zu finden. Der Mann der Schwester bittet uns um Unterstützung. Er wohnt zusammen mit seiner jungen Frau, seinem dreijährigen Jungen und einem fünf Monate alten Säugling auf dem Grundstück seines Vaters in Sacramento in einem Plastikverschlag. Er verdient im campo 40 Cordoba täglich. Das reicht entweder für das Essen für seine Frau und den dreijährigen Jungen und für Milch für den Säugling. Geld für Hausbau bleibt da nicht übrig. Wir versprechen, ihn drei Stunden später dort zu treffen, um zu sehen, ob wir mit der Finanzierung eines Zinndachs und eines festen Bodens helfen können. Alcides meint, dass es hunderte solcher Situationen auf der Insel gibt.
Als wir ihn später am Haus seines Vaters aufsuchen, stellt Alcides fest, dass erst die Frage nach der Legalität von Grund und Boden geklärt werden muss, bevor wir weiterhelfen können. Monika wird noch von einer jungen Fischersfrau mit ihrer Mutter aufgesucht. Acht Familien seien ohne Elektrizität und bitten um Hilfe für einen Transformator. An allen Ecken wird Hilfe gebraucht und wir wissen, wie sehr begrenzt unsere Möglichkeiten dazu sind. (Es fällt uns immer noch schwer, mit den täglichen Realitäten der Armut konfrontiert zu werden und sie auszuhalten…) Bei Douglas treffen wir auch Don Carlos Urtecho, den Sohn des bekannten Dichters Coronel Urtecho. Er hat vor einiger Zeit in der Nähe von Tichaná eine hydroelektrische Anlage gebaut, die künftig den hinteren Teils des Vulkans Maderas mit Strom versorgen soll. Dazu hat Urtecho eine Kooperation mit der bundesdeutschen GTZ (Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit) und anderen Organisationen begonnen, die eine Elektrifizierung hinter dem Vulkan in einem überschaubaren Zeitraum möglich machen soll. Wir verabreden ein Treffen am kommenden Donnerstag, um die Anlage zu besichtigen.





